absurd

Hallo. Ich stelle mich kurz mir selbst vor. Ich bin Martin.
Und ich stelle mir kurz mich selbst vor. Wie ich hier an einem Freitag Abend an meinem Computer sitze und mir vornehme, einen Text zu schreiben. Das Ergebnis bislang sind diese Sätze und ich frage mich, ob es tatsächlich das Sinnvollste ist, was ich gerade tun kann.

Immer wenn so etwas Unheimliches wie Inspiration über mich kommt, wird mein Verstand ganz verzweifelt. Er fühlt sich überstimmt. Und dann gehen die Diskussionen los. Muss das wirklich sein? Wieder so ein nachdenkliches Zeug? Gibt es davon nicht schon genug? Der letzte Text, den du geschrieben hast, wirkte ja beinahe schon suizidal und das möchte nun wirklich keiner lesen, vor allem nicht in diesem Mai. Dabei sind die meisten Songtexte, die die Menschen so lieben, viel suizidaler. Aber die versteht man ja nicht, weil das Schlagzeug so laut ist.

Jetzt bin ich irgendwie ein bisschen drin in diesem Text und ich fühle mich ziemlich „meta“. Ist das ein lustiger Text? Oder ein bereichernder, mit Denkanstößen und sowas? In jedem Fall entsteht er gerade aus sich selbst heraus, was ja durchaus spannend zu beobachten ist, so wie wenn man einen Samen einpflanzt, dessen Gattung man nicht weiß. Wer mich kennt weiß, dass ich das in meinem Leben immer so gemacht habe.

Die ersten Gedanken drehen sich um unseren Planeten. Natürlich. So machen Romantiker das. Eigentlich ist immer alles eins und so. Kleine Probleme gibt es nicht, nur immer die ganz großen.

Soweit wir wissen leben wir alle auf einer blauen Kugel, die sich um eine Sonne dreht.
Soweit wir wissen drehen wir uns auf dieser Kugel alle um uns selbst.
Soweit wir wissen haben wir alle eine begrenzte Zeit auf dieser Kugel.
Soweit wir wissen machen wir meistens nicht viel draus.

Derzeit findet eine Provinzveranstaltung namens „Hafengeburtstag“ statt, in der Stadt in der ich derzeit aufbewahrt bin. Durch mein Fenster kann ich Menschen sehen, die den Tag damit verbracht haben, ihren Abend vorzubereiten. Wie metaphorisch.

Soweit ich sehe, verbringen wir unsere derzeitige Zeit mit
…Veranstaltungen in Abendkleidern, auch bei neun Grad.
…Selfies vor Publikum machen, das uns im Grunde nicht interessiert
…nüchtern sein und sich wünschen betrunken zu sein, betrinken, betrunken streiten, getrennt schlafen, betrunken gewesen sein
…denselben Problemen und Verhaltensweisen, die wir als Teenager bereits hatten und die uns niemals wieder verlassen haben, im Gegensatz zu den beteiligten Menschen.

Ja, das wars im Grunde. Mehr Weisheit hab ich grad nicht.

Ich habe kürzlich mit jemandem gesprochen, der nicht von dieser Welt ist. Diese Chance hat nicht jeder. Viele fragen sich, was so ein Alien wohl denken würde, wenn er uns beobachtet. Was er kritisieren würde. Was er für ein Bild von uns hätte. Ja, das wäre spannend, so ein Alien-Gespräch.

Das Problem ist nur: Das gesamte Universum interessiert sich einen Scheiß für uns. So wichtig sind wir nicht mit unseren Abendkleidern und unseren Selfies. Die Ufos bleiben nicht deshalb weg, weil es keine Außerirdischen gibt oder weil sie unsichtbar sind oder weil sie uns doof finden. Nein, die haben einfach Besseres zu tun, im Gegensatz zu uns.

Die Gesellschaft ist bekanntlich sowieso nicht mehr zu retten, das haben mittlerweile alle Erdlinge verstanden. Dazu brauche wir keine weisen Nachrichten von Außerirdischen. Wir sind alle vollkommen bekloppt geworden. So einfach ist das. Man muss nicht über einzelne Symptome nachdenken. Es ist einfach Schrott und das ist eigentlich total lustig. Wie wir da alle stehen und uns all diese Gedanken machen und so gern klüger und sicherer und lustiger wären. Aber es hilft nix. Wir sollten das akzeptieren. Aus Hackfleisch wird keine Kuh mehr.

Nun würden einige sagen, dass ein Leben ohne solche Sichtweisen, also ein ganz einfaches Leben mit Abendkleidern und Selfies, sich aber doch so gut anfühlt. Und das stimmt natürlich. Es fühlt sich auch gut an, sich mit einem Fön den ganzen Tag heiße Luft in den Arsch blasen zu lassen. Aber wenn das alle machen würden, hätten wir ein noch viel größeres Problem.

So, nach den Armageddon-Gedanken muss nun noch irgendwas Absurdes in diesen Text. Das macht man heute so.

Ich habe mich heute vor dem Schatten meines Kapuzenpullovers erschrocken. Also im Ernst.
Meine elektrische Zahnbürste bevormundet mich.
Ich trage gerade ein rotes Poloshirt und finde das eigentlich ganz hübsch.
Ich habe eine absurde Frisur und gleichzeitig den Gedanken, warum wir uns über Frisuren Gedanken machen. Puh.

Okay, das ist es also was rauskommt, wenn man einfach anfängt zu schreiben und weder einen Lektor noch einen wohlmeinenden Freund hat, der einen davon abhält. Ich werde das jetzt nicht korrigieren und einfach so auf meine geliebte Emotions-Webseite stellen. Weil „absurd“ ja auch irgendwie ein Gefühl ist. Die Definition ist „völlig unvernünftig und sinnlos“, so wie wir eben sind. Zum Ende dieses Textes kommt die Sehnsucht nach einem phlegmatischen Gehirn zurück. Ich wünsche mir, so einen Kram nicht mehr denken und dann auch noch aufschreiben zu müssen.

Aber eine Sache gibt es da noch. Wer holt uns aus solchen Gedankenkreisen raus? Egal ob aus solchen absurden oder aus traurigen oder aus sehnsüchtigen…? Vielleicht ist das ja viel einfacher als wir glauben, vor allem wenn man bedenkt, dass „Alien“ ja nichts weiter heißt als „Fremder“. Vielleicht sollten wir uns einfach mal die Zeit nehmen…
      (ok, wenn ein Satz so anfängt, dann weiß man, dass er vollkommen irrelevant ist, weil wir uns ohnehin nicht die Zeit für irgendwas nehmen werden, was dann folgt)
…also, vielleicht sollten wir uns WIRKLICH mal die Zeit nehmen, Aliens zuzuhören.

Gerade, wenn es uns schlecht oder komisch oder beides geht. Oft wenden wir uns dann an uns selbst oder an unser nahes Umfeld, unsere Freunde, die sich dann auch um uns drehen. Aber aus zwei gleichklingenden Saiten kann kein Akkord werden.
(ich verspreche, das war die letzte Metapher in diesem seltsamen Text)
Aliens bringen uns auf ganz neue Blickwinkel und Impulse. Sie lenken uns ab von dem, was die ganze Zeit schon da ist und weisen uns darauf hin, dass es noch viel mehr gibt. Gespräche mit Aliens sind möglicherweise das Wertvollste, das wir haben können. Warum nutzen wir das so selten? Warum suchen wir in unserem eigenen Kosmos nach neuen Welten?
(Mist. Entschuldigung.)

Machen wir das doch einfach. Der Hafengeburtstag ist vielleicht kein guter Ort dafür. Aber danach dann. Ganz sicher. Hallo Fremde, lasst uns reden.

 

2 Gedanken zu “absurd

  1. weiß nicht, ob man möchte, aber das leere Feld sieht so verlockend aus – anscheinend habe ich keine Angst vor weißen Blättern. Seltsam, wie man auf Dinge stößt, die ein anderer zu den Gedanken verfasst hat, die man selber (also in dem Falle ich) kurz vorher erst zu Papier gebracht hat – wenn auch in keinster Weise so ausschweifend und amüsant. Ja, echtes Papier. So ohne begrenzte Laufzeit etc. Und ohne automatische Fehlerkorrektur, weswegen in meinem Text das Wort Tatschsachen steht. Schad nix, da steht es gut.
    ÖHm. Da war eben ein Gedanke, den ich noch mitteilen wollte, nu isser wech. Egal. Schönen Sonntag noch!

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  2. Also ich mag diesen Text 🙂 Wie eine bunte Salatschüssel mit einem Guten Dressing aus Humor und Metaphern. Jam Jam lecker! ;-)) und mit Aliens reden macht am meisten Spaß! Kann ich nur zugeben!! :-))

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